Das Böse macht niemals Urlaub
Es könnte kaum erholsamer sein: In dem exklusiven HÄPPi-Ferienclub herrscht paradiesische Stimmung. Die Urlauber genießen und sind sich sonnig gesonnen. Dass für Einige morgen schon wieder Abreisetag ist, scheint an diesem Abend in weite Ferne gerückt zu sein. Stattdessen freut man sich auf das legendäre Dinner, dass der Club jede Woche als krönenden Abschluss ausrichtet.
Doch das Idyll trügt. Denn ein Feriengast wird den Club nicht mehr lebend verlassen. Zynische Stimmen behaupten, das Opfer habe das All-Inclusive-Angebot wohl überstrapaziert und sich die tödliche Folge selbst zu zuschreiben. Ein zunächst unbedeutendes Detail, das die Club eigene Security dann entdeckt, legt jedoch den Verdacht nahe, dass dem Tod nachgeholfen wurde. Von jemandem, der bei seinen Urlaubsplänen ganz offensichtlich einen Mord vorgesehen hatte.
Gäste in diesem Mordfall wissen noch einiges mehr dazu
Sie verbringen nicht nur die schönste, sondern auch die meiste Zeit des Jahres hier im HÄPPi-Club: Sie arbeiten hier nämlich. Als Höhepunkt jeder Woche findet das legendäre Gala-Dinner statt, zu dem Sie ebenfalls herzlich eingeladen sind.
Sie sind die Cassandra und arbeiten im HÄPPi-Club in der Buchhaltung. Das hat das große Glück, dass Sie von den Urlaubsgästen nicht allzu viel mitkriegen. Von den Animateuren wissen Sie aus erster Hand, wie nervig die mitunter sein können.
Ansonsten ist es im Büro angenehm ruhig und nett. Außer wenn die Klimaanlage mal ausfällt. Oder, wie heute Vormittag, Peer Kaschen, der Club-DJ, aus heiterem Himmel einen Tobsuchtsanfall kriegt. Eigentlich ein sehr entspannter Typ. Aber als er sich was aus dem Computer ausgedruckt hatte, flippte er auf einmal total aus. Erst dachten Sie, na ja, der macht ein Tänzchen. Aber dann schlug er wutentbrannt auf die Möbel ein, zerknüllte das Dokument und feuerte es in den Papierkorb. Dabei schrie er immer wieder: „Die bring’ ich um! Die bring’ ich um!” Nicht, dass Sie neugierig wären, aber wenn dieses Stück Papier Anlass für einen solchen emotionalen Ausbruch war, wollten Sie doch wissen, was darauf stand. Und haben es wieder herausgefischt.
Die schönste Zeit des Jahres verbringen Sie derzeit im HÄPPi-Club, einer Ferienanlage unter südlicher Sonne. Als Höhepunkt jeder Woche findet das legendäre Gala-Dinner statt, zu dem Sie nun herzlich eingeladen sind.
Sie heißen Ruth Pils und haben sich hier im HÄPPi-Club gemeinsam mit Ihrem Mann Hans Joachim eingebucht. Hajo ist seit seiner Pensionierung als Gymnasiallehrer ein sonderlicher Eigenbrötler geworden und interessiert sich nur noch für sein Hobby: Pflanzen In blumigster Sprache vermag Hajo von den Wundern der Flora zu erzählen und darüber zu dozieren, wie filigran die Geschlechtsorgane bei den verschiedensten Blumen ausgebildet sind – aber mal einen kuscheligen Abend mit Ihnen im Bett zu verbringen, dass scheint ihm leider verloren gegangen zu sein.
Die Idee, den Urlaub hier im Club zu verbringen, kamm daher auch von Ihnen. Mit dem hoffnungsvollen Hintergedanken, mal wieder ein wenig zu flirten. Während Hajo den Pflanzen nach Herzenslust dabei zusehen kann, wie sie bestäubt werden.
Die schönste Zeit des Jahres verbringen Sie derzeit im HÄPPi-Club, einer Ferienanlage unter südlicherSonne. Als Höhepunkt jeder Woche findet das legendäre Gala-Dinner statt, zu dem Sie nun herzlich eingeladen sind.
Sie heißen Hans Joachim Pils und waren bis vor gut 10 Jahren Gymnasiallehrer für Biologie und Chemie. Ihr Aufenthalt hier im Club erklärt sich nicht etwa, weil Sie den wohlverdienten Ruhestand mit Ihrer Frau Ruth genießen. Sondern weil Sie seit Ihrer Schulzeit ein sonderbares Hobby pflegen, dass Sie unermüdlich um den Globus reisen lässt: toxische Heilpflanzen (kein Wunder, wenn Sie von Ihren Schülern respektvoll „Giftpils” genannt wurden).
Eine der für Sie faszinierendsten Exemplare ist – jetzt kommt ganz der Lehrer in Ihnen durch – Cerbera odollam, der Zerberusbaum. Volkstümlich auch „Selbstmordbaum” genannt. Und das aus todsicherem Grund: Seine schwarzen Beeren werden in Südindien verwendet, um sich junger Ehefrauen zu entledigen, die die Erwartungen der Schwiegerfamilie nicht erfüllen. Einfach ein paar zerkleinerte Beeren ins Essen mischen und bereits nach 10 bis 20 Minuten platzt das Hochzeitsvorhaben.
Die schönste Zeit des Jahres verbringen Sie derzeit im HÄPPi-Club, einer Ferienanlage für Singles. Als Höhepunkt jeder Woche findet das legendäre Gala-Dinner statt, zu dem Sie nun herzlich eingeladen sind.
Sie heißen Urs Sprüngli und arbeiten als Journalist für eine Schweizer Wochenzeitung. Das hat gegenüber den Tageszeitungen den ungemeinen Vorteil, dass man da einfach mehr Zeit fürs Schreiben hat. Und nicht so husch-husch da mal schnell was niederkritzelt. Denn Sie lieben es, fundiert zu recherchieren und gehen, wie Ihr Name schon andeutet, den Dingen gerne auf den Grund.
Nicht, dass Sie etwa vorhätten, über diesen Club zu schreiben. Nein, es ist eine Frau, der Sie auf den Fersen sind: die Kräuterheilerin Tiziana. Auslöser war vor einiger Zeit eine Kurzmeldung in der „BILD”-Zeitung. Danach erschien nie wieder etwas darüber. Aber Ihr Gefühl sagt Ihnen, dass da noch eine ganz große Story drinsteckt. Heilpflanzen und Selbstmord – das passt doch überhaupt nicht zusammen. Oder etwa doch?! Bei Ihren Nachforschungen haben Sie herausgefunden, dass diese Tiziana hier im Club regelmäßig Seminare durchführt.
(Anm.: hier ist ein Zeitungsartikel beigefügt)