Ein kleiner Mord unter Freunden
Harro Wustermann hat es geschafft: 10 Restaurants hat der erfolgreiche Promi-Gastronom in den letzten zehn Jahren eröffnet. Eines in jedem Jahr. Und jedes seiner Lokale läuft prächtig. Grund genug also, das Jubiläum zu feiern. Wustermann lädt zu diesem Anlass eine illustre Gesellschaft zu einem opulenten Dinner in sein Stammhaus ein. Doch es ist nicht etwa nur der Appetit, der einen der Gäste an diesem Abend ins Restaurant treibt – es sind pure Mordgelüste.
Ein anonymes Geschenk entpuppt sich während der Feier als tödliche Überraschung, die eine der anwesenden Personen das Leben kostet. Eine erste Spur führt von der Leiche zunächst zu ominösen Gourmetveranstaltungen. Ein wirklich brauchbarer Hinweis aber, wer hinter dem heimtückischen Mord stecken könnte, findet sich erst, als es einem der Gäste an die „Wäsche” geht.
Gäste in diesem Mordfall wissen noch einiges mehr dazu
Harro Wustermann hat es geschafft: 10 Restaurants hat der Edel-Gastronom in den letzten 10 Jahren eröffnet. Zu diesem Anlass ist heute nicht nur reichlich Prominenz eingeladen, sondern auch Freunde und Freundesfreunde.
Sie heißen Dr. Valerie Wawrczek und wurden zum heutigen Abend nicht etwa von Harro Wustermann eingeladen, sondern von Ihrem großen Bruder Rolf, einem langjährigen Freund von Harro.
Sie und Rolf haben beide eine Universitätsausbildung genossen, wenn auch in unterschiedlichen Richtungen: Rolf studierte Journalismus und verdient sein Geld als Autor und Restaurantkritiker und Sie sind Medizinerin geworden. Sie arbeiten als Narkoseärztin, was den ungemein praktischen Vorteil hat, dass Ihnen die Patienten friedlich zu Füßen liegen.
Sollte heute Abend ein Arzt von Nöten sein, springen Sie Ihrem ärztlichen Eid folgend gerne ein. Doch jede Hilfe wird zu spät kommen, denn die betreffende Person wird nicht mehr zu retten sein. Ihre Diagnose: Tod durch Herzversagen.
Sie heißen Madame Rosa. So jedenfalls werden Sie respektvoll von all den Herren genannt, die sich die wonnigen Freuden Ihres Hauses andienen lassen. Harro Wustermann ist allerdings ein ganz Spezieller: der kam früher immer nur in die „Venusfalle”, um mit den Mädchen zu reden. Sonst nichts. Aber der Harro ist ein Guter. Und bezahlt hat er auch immer großzügig. In Ihrem feinen Etablissement ist die Welt bekanntlich kleiner als Mann denkt. Gestern Abend hat ein Freier, der zum ersten Mal kam, freudestrahlend von einem Super-Geschäft erzählt, bei dem er von einem Harro Wustermann 50.000 Euro erhalten hat. Natürlich schwarz. Der wusste nicht, dass Sie Harro kennen. Und er war auch noch so naiv, seine Visitenkarte dazulassen: Adam Stöpsel, Stadtbaurat. So einen Namen vergisst Madame Rosa nicht!
Sie heißen Adam Stöpsel und sind Stadtbaurat. Damit sitzen Sie auf einem äußerst machtvollen Stuhl: Sie haben nämlich entscheidend Einfluss darauf, wer wie und wann eine Baugenehmigung erhält. Zu Ihrem Ressort gehören diverse Liegenschaften der Stadt, die verkauft werden sollen. Eine dieser stadteigenen Immobilien scheint dabei eine geradezu magische Anziehungskraft auszuüben: ein Gebäude am Rosa-Luxemburg-Platz Nr. 4. Wustermann will dort einen luxuriösen Wellness-Tempel mit Restaurant errichten. Ungeachtet vieler weiterer Interessenten haben Sie Wustermann gestern das Vorkaufsrecht zugeschanzt. Worauf ihm vor lauter Dankbarkeit über den Zuschlag doch glatt 50.000 Euro direkt in Ihre Tasche geplumpst sind. Das Geld ist übrigens schon wieder in Bewegung: in Form eines nagelneuen Mercedes SLK, den Sie Ihrer Frau Eva geschenkt haben.
Sie heißen Walter Westermann und sind der Geschäftsführer von „Wustermann Lounge”, einem der zehn Restaurants von Harro Wustermann.
Die Ähnlichkeit Ihrer beiden Namen bringt es mit sich, dass Post für Wustermann gelegentlich mal bei Ihnen landet. Da Sie nicht immer auf die Adresse auf den Umschlägen achten, kommt es vor, dass Sie auch die Briefe an Wustermann öffnen. Meistens sind das aber Rechnungen, die Sie Wustermann dann aushändigen.
Gestern war wieder mal ein Brief an Wustermann unter Ihrer Post. Doch dieses Mal war es keine Rechnung. Sie haben einen ziemlichen Schreck bekommen, als Sie den Inhalt lasen.